Was war - dass wir sind, wie wir sind

Dokumentartheater / 70 min / 2021 / Gemeinschaftshaus Gropiusstadt Berlin / Großer Saal

„WAS WAR- DAS WIR SIND, WIE WIR SIND“
“Das Neue in uns, das Hinzugekommene, ist in unser Herz eingetreten, ist in seine innerste Kammer gegangen und ist auch dort nicht mehr, – ist schon im Blut.“
Rainer Maria Rilke, Briefe an einen Jungen Dichter (1929)

„WAS WAR- DAS WIR SIND, WIE WIR SIND“ ist eine Inszenierung an der Lebenswirklichkeit und Phantasiewelt der Darsteller*innen entwickelt.
Ich ging am Anfang der Recherche von den Möglichkeiten und den (Aus-)wirkungen von Theater mit älteren Menschen aus den benachbarten Seniorenresidenzen um das Gemeinschaftshaus Gropiusstadt in Berlin herum aus.
Knochen und der Tod waren damals Ausgangspunkt meiner Recherche. Symbolisch gesehen können die Knochen für den seelischen Kern des Menschen stehen – schält man die emotionalen Schutzschichten ab, trifft man schließlich auf totgeglaubte, verschüttete, verletzte Punkte.
Der Tod erinnert immer an unsere Vergänglichkeit, an das Alter, ein Tabu-Thema unserer Gesellschaft, an Krieg und Vernichtung, an Massengräber, an Unheimliches, an Ekeliges und gruselig Groteskes.
Innerhalb unseres Probenprozesses, an dem bis auf einen Mann, nur Frauen mitwirken, wurde mir wieder und noch mehr bewusst, was es bedeutet ein „Kriegskind“ zu sein.
Nicht der bevorstehende Tod spielt bei meinen Protagonistinnen eine große Rolle, sondern Tod, Vergewaltigungen, Grausamkeiten und ÜBERLEBEN während des zweiten Weltkrieges, bei ihrer Geburt und im Laufe ihrer ersten Lebensjahre.
Ich denke, es ist von essenzieller Wichtigkeit sich klar zu machen, dass die Deutschen nicht nur eine Nazi-Vergangenheit haben, sondern auch eine Kriegsvergangenheit und die damit verbunden Traumata für mehrere Generationen.

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien; in Koproduktion mit Gemeinschaftshaus Gropiusstadt.

von und mit: Annegret Jastrow, Helmut Krüger, Sieglinde Grabner,
Helga Brandt, Helga Herm, Ellen Scheidt und Ingrid Schmalenberg

Idee, Konzept, Regie: Kirsten Burger
Bühne: Stefan Bleidorn
Kostüm: Stephanie Dorn
Video: Maria Sigrist
Ton Bühne: stefanpaul, Olaf Giesbrecht
Ton Video: stefanpaul, Marco Brosole
Produktionsleitung und künstlerische Mitarbeit: Rodrigo Zorzanelli Cavalcanti

Aufführungen

Uraufführung 24.9.2021 um 20h
Im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt Berlin, Großer Saal.

Aufgrund des plötzlichen Todes von Siglinde Grabner, eine der beiden Hauptdarstellerinnen, konnten wir das Stück nicht wie geplant Touren, sondern mussten die Aufführungen beenden. Seither werde ich immer wieder angefragt von Menschen die das Stück gerne sehen würden, daher habe ich mich entschlossen das Stück in fast voller länge hier als Video zur Verfügung zu stellen.