lass mal tauschen

Dokumentarfilm / 26.min. / 2021 Berlin

„Die Weiße Siedlung“ – an der Sonnenallee in Neukölln, Berlin. 
Um die Veränderung der Stadt und des Lebens in Neukölln zu erfahren, muss man nur die Sonnenallee runter gehen, bis zur Hausnummer 280.
Da, an dieser Randzone, dort wo die Stadt im Umbruch ist, wo Berlin ausfranst, erhebt sich wie ein schneeweißes Bergmassiv die Weiße Siedlung. In den 70er Jahren wurde sie hier gebaut und die Zeit hat an den scharfkantigen, weißen Wohntürmen ihre Spuren hinterlassen. Fast 4000 Menschen leben in den Hochhauskomplexen. Was soll man erwarten, wenn man in die Weiße Siedlung kommt? Fassaden funktionieren schon von sich aus wie Vorurteile, sie verhindern den Blick auf das Leben der Menschen. Meine Außenansicht ist verhalten, neugierig bis negativ – die Innenansicht, auf die ich treffe, ist erstaunlicher Weise oft positiv, Menschengruppen, die hier sehr getrennt voneinander existieren, haben ein Zuhause gefunden, eine Insel, auf der sie gelandet sind und von der sie nicht mehr runter wollen.
Von den 3.983 Menschen, die in der Weißen Siedlung leben, leben 56% von Sozialleistungen und zirka 90 Prozent der Jugendlichen in den Hochhäusern hat einen Migrationshintergrund, viele haben keine Berufsausbildung, keine Perspektive. „Sie sehen, wie ihre Kumpels fette Kohle machen, in dem sie Stoff verticken. Wozu dann noch arbeiten?“
In diese etwas melancholische Stille, mit vielen Grünflächen und kaum Autolärm, inmitten dieses heruntergekommenen Häusermeers, dringt der Lärm des „M13“ an mein Ohr – ein selbstgegründetes und selbstfinanziertes „Musik label“. Die Männer, und es sind ausschließlich Männer die dort ein -und ausgehen- befrage ich, zu ihren Träumen, ihrem Rap, ihrem Leben in der Siedlung, und zu Rassismus.
LASS MAL TAUSCHEN- der Song des Rapers Jeff Braun, den er in Gedenken an George Floyd, die Opfer von Hanau und alle anderen Opfer von Rassismus geschrieben hat, ist zentral im Film und wurde im „M13“ aufgenommen und gibt uns die Möglichkeit einen Teil seiner Geschichte zu hören.

Produktion: Katja von der Ropp- BRAND – Verein für theatrale Feldforschung e.V.
Regie: Kirsten Burger
Kamera: Ze de Pavia
Schnitt: Kathleen Kunath

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